Apple hat auf der Keynote zur WWDC 2021 die kommende Generation der eigenen Betriebssysteme angekündigt. Außerdem gab es einige Updates zu bereits bestehenden Services. Wir fassen für euch das Wichtigste zusammen.
Eine Überraschung war unter anderem, dass Apple keine neue Hardware angekündigt hat, hier hatten sich die Leaker vorher eindeutig geäußert.
Die Neuerungen der Betriebssysteme sind insgesamt überschaubar, allerdings hat Apple einige kleine, aber feine Änderungen und Neuerungen gezeigt.
iOS 15
Wohl auch mit Blick auf die Corona-Pandemie hat Apple für iOS 15 grundlegende Neuerungen für FaceTime angekündigt. Es soll zukünftig möglich sein, Inhalte von Apple Music und verschiedenen Video-Streaming-Services synchron zu konsumieren, Apple nennt das SharePlay. Dazu gehört auch, dass der Bildschirm eines Apple-Gerätes nun über FaceTime geteilt werden kann – endlich.
Neu für FaceTime ist auch ein Grid-View welche an MS Teams erinnert. Auch einen Porträt-Modus wird es geben, genauso wie Mikrofonfilter bei lauten Umgebungsgeräuschen.
Sehr praktisch, wenn man mit Menschen sprechen möchte, die kein iPhone haben: FaceTime kann man nun auch im Web mit Android und Windows nutzen.
Auch Meetings können jetzt einen FaceTime-Call beinhalten.
Nicht so spannend sind aus deutscher Sicht Neuerungen bei iMessage, hier gibt es nun systemweite Medien-Empfehlungen von Freunden.
Spannender ist die neue Focus-Funktion, die gezielt Benachrichtigung und sogar die Darstellung der Home-Startseite Themen wie „Privat“, „Uni“, „Arbeit“ und so weiter an die Situation anpassen kann – eigentlich ganz cool. Gleiches gilt für die neue Sortierung von Benachrichtigungen nach Apps und Chats etc. hier soll es dann auch zusammengefasste Berichte geben.
Apple Maps wurde nochmal deutlich überarbeitet und kann jetzt in ausgewählten Städten sogar die genaue Verkehrsführung anzeigen. Das sieht ziemlich cool aus, außerdem bekommen weitere europäische Länder eine Kartenüberarbeitung – Deutschland ist weiter nicht mit dabei.
Safari bekommt erstmals auch auf dem iPad und iPhone richtige Erweiterungen: Wie beim Mac kommt ebenfalls ein „New tab bar design“, welches die Tabs an der Unterseite ansiedelt. Ob das gut ist, wird sich noch zeigen müssen.
In einigen US-Staaten wird es möglich sein, seinen Personalausweis in Apple Wallet zu speichern, außerdem bekommt das Wallet erweiterte Unterstützung für Schlüssel. Dabei geht es nicht nur um Autos, sondern auch um Haustüren und Schließsysteme in Firmen und Hotels.
Sowohl die Fotos- als auch die Kamera-App können nun Text auf Bildern erkennen, um Informationen auszulesen wie Adressen, Websites und Telefonnummern – sieht vielversprechend aus.
Außerdem gibt es weitere kleinere Anpassungen. iOS 15 wird mit allen Geräten kompatibel sein, die auch mit iOS 14 funktioniert haben. Somit fällt kein Gerät aus der Wartung.
Siri auch offline nutzen
Endlich ist es so weit: Apple hat angekündigt, dass Siri nun auf dem iPhone die Anfragen lokal verarbeiten soll. D.h. konkret, eure Stimme wird nicht mehr von Apples Server analysiert, ausgewertet und gegebenenfalls gespeichert, das übernimmt nun alles das iPhone. Somit ist es auch zum ersten Mal möglich, Anfragen an Siri zu stellen, während keine Internetverbindung besteht.
Allein das ist bereits eine große Neuerung und auch für den Datenschutz definitiv ein großer Gewinn. Weiterhin hat Apple allerdings angekündigt, dass nun für den HomePod mini und HomePod endlich die Unterstützung mehrerer Benutzer in allen Ländern und Sprachen, in denen die Geräte verkauft werden, kommen wird. Diese Funktion gibt es im Englischen bereits seit Jahren, deutsche Nutzer hatten bislang das Nachsehen.
Auch sehr interessant (und nur in einem Nebensatz erwähnt): Apple gibt anderen Unternehmen die Erlaubnis, Siri in deren Smart-Speaker einzubauen. Wenn alles gut läuft, könnten wir in absehbarer Zeit also bereits Lautsprecher von Bose, JBL oder anderen Herstellern wie beispielsweise Sonos sehen, in denen neben einer Alexa dann auch eine Siri verbaut ist.
iPadOS 15 – die große Enttäuschung
Zwar hat Apple einige Anpassungen für iPad OS 15 angekündigt, ein großer Paukenschlag blieb allerdings aus. Viele hatten sich im Vorfeld gewünscht, Apple würde die eigenen Pro-Tools wie Final Cut und Logic auch für das iPad anbieten. Das wurde allerdings nicht angekündigt. Auch eine Version von Xcode scheint es nicht zu geben, der Swift Playground wird aber erweitert und kann nun Apps bis zur Marktreife bringen. Auch ein Upload in den App Store wird möglich sein.
Weitere Anpassungen, welche die aktuell völlig übertriebene Leistung des M1-Chips im neuen iPad Pro von 2021 rechtfertigen würden, gab es allerdings nicht.
Es gab Verbesserungen beim Multitasking, wodurch dieses für viele Nutzer deutlich einfacher zu bedienen sein wird. Außerdem sind die Widgets, die letztes Jahr bereits für iOS 14 etabliert worden, nun auch auf dem kompletten Bildschirm eines iPads verteilbar.
Ein nettes Gimmick sind die sogenannten „Quick Notes“, mit welchen sich schnelle Notizen beispielsweise mit dem Apple Pencil an jeder Stelle im Betriebssystem machen lassen sollen. Auch das Highlighten von Teilen einer Webseite etc. soll hier möglich sein. Die Notizen werden über alle Apple Geräte hinweg synchronisiert.
Ansonsten sind auch hier die Änderungen von iOS 15 übernommen worden, die auch für das iPad Sinn ergeben. iPadOS 15 wird ab dem iPad Air 2 im Herbst verfügbar sein.
macOS Monterey
Ob macOS Monterey tatsächlich die Versionsnummer 12 haben wird, ist noch nicht so ganz klar. Im Gegensatz zu den anderen Betriebssystemen, die weiterhin eine Nummerierung haben, findet man bei macOS gegenwärtig nur den kompletten Namen des Betriebssystems, jedoch nicht die Versionierung.
Richtig spannende Neuerungen gibt es eigentlich hier auch nicht, Safari wurde wieder einmal überarbeitet, bietet nun ein paar andere und weitere Funktionen wie das Gruppieren von Tabs. Die Neuerungen für FaceTime sind natürlich auch für den Mac verfügbar, sowohl für Apple TV als auch für Macs mit M1-CPU kann zukünftig Special Audio genutzt werden in Kombination mit AirPods Pro oder Max.
Auch hier wird über FaceTime eine Bildschirmfreigabe möglich sein, die Funktion kommt eigentlich zu spät, da wir ja alle hoffen, dass die Pandemie im Herbst überwunden ist.
Neu ist Universal Control, mit dem man mit einem Eingabegerät, wie einer Maus oder einem Trackpad eines MacBooks sowohl einen anderen Mac als auch ein iPad steuern kann. Aber auch das Kopieren und „Drag and drop“ von Texten sowie Dateien ist geräteübergreifend möglich.
Eine Funktion, die man bisher mittels kostenpflichtige Apps hinzufügen konnte, ist „AirPlay to Mac“, womit sich vom iPhone oder iPad Inhalte auf den Mac übertragen lassen. Sowohl Video als auch Musik ist dabei möglich – mich freut das sehr.
watchOS 8
Last but not least kommen wir zu watchOS. Das neue Betriebssystem für die Uhr bietet ein paar neue Watch Faces, unter anderem eines, bei dem die Uhrzeit dynamisch angezeigt wird. In der Demonstration sah das tatsächlich ziemlich cool aus.
Überarbeitet wurden außerdem die Fotos-App, hier kann man nun gezielter nach Bildern suchen, beziehungsweise sich die vom iPhone bekannten Highlights anzeigen lassen. Auch die Home-App hat auf der Apple Watch eine Überarbeitung bekommen.
Ansonsten unterstützt die Uhr nun beim Tragen Pilates-Aktivitäten. Im Schlaf soll außerdem die Atemfrequenz erfasst werden. Die Atem-App wurde überarbeitet und bietet nun einen weiteren Modus sowie eine leicht veränderte Ansicht.
Funktionen wie Focus etc., also Neuerung von iOS 15, wurden selbstverständlich auch auf die Apple Watch übertragen.
Und weil die Uhr natürlich auch Fitness- und Gesundheitsdaten sammelt, erwähne ich an dieser Stelle noch, dass es nun möglich ist, Gesundheitsdaten aus Apples Health-App an einen Arzt oder die Familie zu übermitteln. Außerdem sollen hier generell mehr und bessere Daten selbst ohne Apple Watch erfasst werden.
Fazit
Wir hatten es vorher bereits befürchtet: Insbesondere die Erwartungen, die für iPadOS in den Raum gestellt wurden, hat Apple nicht erfüllt. Es gab weder Final Cut noch Logic für das iPad, allerdings ist es nun möglich, mit dem iPad Software für iPhone und iPad zu schreiben. iOS hat einige kleine Produktpflegen erhalten und macht nur noch mal eine runderes Gesamtpaket. Die Änderungen für FaceTime sind zwar spät dran, aber mit Sicherheit auch nach der Pandemie noch nützlich.
Auch Hardware, die im Vorfeld von einigen erwartet wurde, hat Apple nicht gezeigt. Es bleibt also offen, wann ein 16 Zoll MacBook Pro von Apple vorgestellt wird.