Apple AirPods Max – Testbericht

Heute geht es um die AirPods Max von Apple – „HiFi“-Kopfhörer mit dem stolzen Preis von UVP ca. 600 €. Doch kann sich das lohnen? Wir haben die Kopfhörer getestet.

Das Design der AirPods Max

Das Design steht bei Apple immer im Mittelpunkt, ein Grund mehr für uns, hiermit anzufangen. Wie von Apple bekannt, ist die Verarbeitungsqualität hervorragend, die Kopfhörer selbst sind aus Aluminium gefertigt, der Bügel aus einer Art Silikon. Zur Anpassung an die eigene Kopfgröße kann man die AirPods stufenlos erweitern, an einem Hochglanzstahl-Rohr. Auf den Renderings von Apple wirkt das recht massiv, sieht in der Realität aber schon fasst filigran aus.

Das Kopfpolster an der Oberseite ist vermutlich auch einzigartig, statt einem Kissen, wie dies typischerweise umgesetzt wird, findet man bei den AirPods Max nur einen Stoff, welcher so gespannt ist, dass er die gleiche Wirkung hat. Das trägt sich sehr angenehm.

Auch die Ohrpolster sind aus Stoff und nicht aus (Kunst-)Leder, dadurch wirken die Kopfhörer recht luftig und sind nicht immer kalt beim Aufsetzen.

Das gesamte Design ist absolut einzigartig, egal ob einem dies nun gefällt oder nicht. Setzt man die Kopfhörer ab, haben sie genau die Form, die man Kopfhörern in einem Emoji geben würde. 🎧 Die Ohrhörer selbst wirken tatsächlich ziemlich groß, da Apple hier auch keine Logos angebracht hat, ist es tatsächlich eine sehr große Fläche.

Beim Tragen sehen die Kopfhörer durchaus etwas gewöhnungsbedürftig aus, ob das aber stylisch oder nur seltsam ist, muss jeder selbst entscheiden.

Die Kopfhörer sind in fünf Farben verfügbar, durch die leicht austauschbaren Ohrpolster lassen sich weitere Farbkombinationen erschaffen.

Was können die AirPods Max?

Apples AirPods Max bieten einige Funktionen, die man von Konkurrenten so nicht kennt, gleichzeitig hat Apple viele Funktionen nicht implementiert, über die im Vorfeld spekuliert wurden – aber der Reihe nach.

Die AirPods Max bieten in vielen Punkten ähnliche Funktionen, wie auch Apples In-Ear-Kopfhörer, die AirPods Pro. Geräuschunterdrückung, Transparenzmodus, „Hey Siri“, Trageerkennung, 3D Audio… es sind eben AirPods in „Max“.

Geräuschunterdrückung und Transparenzmodus

Von der Funktionalität her unterscheiden sich auch hier die Pro nicht von den AirPods Max. Während einige Hersteller verschiedene Stufen der Geräuschunterdrückung anbieten, gibt es bei Apple nur: Geräuschunterdrückung an -> Transparenzmodus an -> Geräuschunterdrückung aus. Mir persönlich reicht das völlig, mehr brauche ich nicht, da gehen aber die Meinungen bei uns im Team auseinander.

Die Qualität der Geräuschunterdrückung ist Weltklasse und spielt im Vergleich zur Konkurrenz ganz vorne mit. Auch der Transparenzmodus ist nochmal deutlich besser als bei den AirPods Pro, da einfach noch lebendiger.

Umschalten kann man die Funktion auf dem iPhone, mit Siri oder mit einem Knopf an der Oberseite der Kopfhörer.

3D-Audio

Wie auch schon die AirPods Pro können auch die Max einen gerichteten 3D-Sound erzeugen, welcher trotz Kopfbewegung immer zum iPhone oder iPad ausgerichtet bleibt. Hier macht die Funktion aber noch mehr Spaß, weil die Kopfhörer einen fantastischen Klang bieten. Gerade Kinofilme machen so extrem viel her, obwohl es im Raum eigentlich still ist.

Das „Smart Case“ und das Aufladedrama

Zu jedem guten Kopfhörer gehört auch eine passende Tasche, weil die normalen AirPods ein Akku-Case besitzen, findet man nun auch bei den AirPods Max ein von Apple genanntes „Smart Case“ – doch über beide Bezeichnungen in dem Namen kann man sich streiten.

„Smart“ – Das Case der AirPods Pro verfügt über einen Akku, und kommuniziert sowohl mit den AirPods als auch mit dem iPhone. So kann man z.B. den Akkustand des Case auslesen. Mit dem Case kann man außerdem die AirPods zurücksetzen. Aufgeladen werden die AirPods ausschließlich in diesem Case. Je nach Version kann man das Case wahlweise mit Lightning-Kabel oder sogar kabellos aufladen.

Nichts davon trifft auf das Smart Case der AirPods Max zu. Es gibt keinen Akku, aufgeladen werden die Kopfhörer selbst.

„Case“ – In jeder Version der AirPods kann man die Kopfhörer in das Case legen, wo sie geschützt werden. Mit einem magnetischen Verschluss hält der Deckel den Alltag von den Kopfhörern fern. Zwar sieht das Case recht schnell nicht mehr so gut aus, den Kopfhörern geht es parallel aber wunderbar.

Das Case der AirPods Max, wenn man es überhaupt so nennen darf, bedeckt nur die Innen- und Außenseiten der Kopfhörer, der Bügel liegt komplett offen. Selbst in dem Teil, welcher das Case schützen soll, befinden sich größere Öffnungen. Kurz gesagt, das Smart Case schützt in diesem Fall nur minimal und ersetzt eine richtige Tasche auf keinen Fall.

Nur eine Funktion bietet das Case, wozu man es auch tatsächlich benötigt. Die AirPods Max sind streng genommen immer an, also man kann sie nicht manuell ausschalten. Klingt etwas seltsam, ist es auch. Lässt man die Kopfhörer einfach herumliegen, sind sie weiterhin mit dem iPhone verbunden – über Stunden. Natürlich sind sie so immer einsatzbereit, verbrauchen aber auch recht viel Standby-Strom. Im Case kommen die AirPods schneller zur Ruhe und sparen so Strom.

In manchen Situationen ist das Ganze also recht praktisch und in anderen nervt einen diese Geschichte, weil der Akku nicht mehr die erwartete Laufzeit bietet.

So oder so, das „Smart Case“ ist mehr ein Witz, als alles andere. Das Design trägt zusätzlich nur dazu bei, dass die Kopfhörer wie eine Handtasche aussehen. Alles nicht so klasse. Hier hätte Apple sich am Case für den Xbox Elite Controller 2 ein Beispiel nehmen können, hier hätte potenziell die Akkulaufzeit verbessert werden können, zusätzlich hätte man in ein richtiges Case auch Wireless Charging einbauen können – sehr schade.

Dass die AirPods Max immer eingeschaltet sind, ist eigentlich trotzdem auch eine sehr bequeme Funktion, einfach aufsetzen und schon sind die Kopfhörer verbunden. Schon so manches Mal habe ich mir Kopfhörer aufgesetzt und mich gefragt, warum die sich jetzt nicht verbinden wollen.

Geräteübergreifende Verwendung

Wie auch die normalen AirPods werden auch die Max mit der eigenen Apple-ID synchronisiert. So muss man die Kopfhörer nur einmal verbinden und sie sind überall bekannt.

Sehr praktisch dabei ist die Erkennung von Wiedergabe auf einem Gerät. Als Beispiel: Ich höre auf meinem iPhone mit den AirPods Musik und starte dann eine Serie auf meinem iPad, dann springt der Ton von den AirPods auf das iPad, die Wiedergabe der Musik wird angehalten. Werde ich dann auf dem iPhone angerufen und ich gehe ran, verbinden sich die AirPods wieder mit dem iPhone – alles automatisch.

Steuerung der AirPods Max

Wie schon beschrieben, kann man die AirPods Max nicht manuell ausschalten, ansonsten bleiben noch zwei Knöpfe, der eine ist für die Geräuschunterdrückung und der andere ist eine „Digital Crown“, wie man sie von der Apple Watch kennt. Hier ist sie allerdings größer und verfügt über kein haptisches Feedback.

Die Bedienung ist intuitiv, durch ein Drehen wird der Ton lauter oder leiser, einmaliges Drücken steht für Play / Pause, zweimal entspricht vorspulen, dreimal drücken heißt zurückspulen und durch das Gedrückthalten wird Siri aktiviert.

Einstellungen gibt es nur wenige, diese finden sich auf dem iPhone in den Bluetooth-Einstellungen.

Der Klang der AirPods Max

Wenn man über Kopfhörer spricht, ist der Klang wohl das Wichtigste. Ob einem der Sound gefällt oder nicht ist letztlich eine Frage des Zuhörers, bei den AirPods Max stellt sich aber noch eine andere Frage: Höre ich den Unterschied zwischen 100€-, 300€-, 450€- und 600€-Kopfhörern? Ich kann für mich diese Frage mit „Ja“ beantworten, als Hobby-Musikproduzent habe ich inzwischen ein ganz gut geschultes Ohr, doch nicht jedem wird es so gehen.

Der Unterschied zwischen 100€- und 300€-Kopfhörern ist wahrscheinlich für die meisten deutlich zu hören, abgesehen von einer besseren Materialwahl findet man hier viele der „normalen“ Over-Ear-Kopfhörer bekannter Marken wie Bose, Sony, Beats, etc. Der Klang zeichnet sich durch mehr Detail in Höhen, Mitten und Bässen und durch eine bessere Klangtreue aus. Generell ist der Frequenzbereich, der abgedeckt werden kann, oft höher. Bei allem, was danach kommt, wird es aber eng. Wir kommen in den Bereich von HiFi-Audio.

Je teurer der Kopfhörer, desto kleiner ist der Unterschied zu günstigeren Modellen, oder anders ausgedrückt: Man merkt zwischen 100€ und 300€ einen deutlichen Unterschied, 600€ oder 300€ ist zwar noch hörbar, nur eben bei einigen Feinheiten besser, nicht analog doppelt so gut.

Bieten die AirPods Max HiFi-Klang?

Apple sagt, es handle sich bei den AirPods Max um HiFi-Kopfhörer, doch stimmt das? Grundsätzlich kann man sagen: ja – aber. Ein großes Problem der AirPods Max ist die Art, wie die Kopfhörer betrieben werden. Der normale Betrieb läuft über Bluetooth, das ist erstmal nicht das Problem, nur wenn man eben über HiFi-Qualität spricht, kann Bluetooth der Flaschenhals sein.

Unter HiFi versteht jeder ein bisschen was anderes, streng genommen beschreibt HiFi eine hohe Klangtreue, also so wie der Musiker die Aufnahme angelegt hat, soll diese auch klingen. Oft hört man auch im Kontext von HiFi „die Lautsprecher haben eine warmen Klang“ etc. Solche aussagen beißen sich mit dem Gendanken der Klangtreue, also HiFi.

Die AirPods selbst bieten einen erstaunlich detailreichen Klang, egal ob bei Höhen, Mitten oder Bässen. So können die Kopfhörer sehr viele Details in der Musik wiedergeben.

Aber zu der Geschichte gehört nicht nur die Qualität der Kopfhörer selbst, sondern auch die Qualität beziehungsweise Auflösung der abgespielten Musik. Da die Verbindung über Bluetooth aufgebaut wird, spielt auch die Qualität der Übertragungsleitung an dieser Stelle eine große Rolle.

Bluetooth selbst ist nicht in der Lage, Musik mit besonders hoher Auflösung zu übertragen. Hier muss in der Regel immer komprimiert werden.

Für die AirPods Max bedeutet das: Unabhängig davon, wie gut die Qualität der Musik ist, besser als die Übertragungsleistung von Bluetooth kann die Musik nicht klingen.

Apple verbaut auch keine Chips, die mit aptX kompatibel sind, dies ist eine Methode, um mehr Klangqualität über Bluetooth übertragen zu können, mehr Informationen dazu findet ihr in diesem Artikel.

HighRes Lossless Audio?

Im Sommer 2021 hat Apple angekündigt, zukünftig für Apple Music nicht nur die Standard-Musikqualität zu bieten, sondern auch verlustfreie Medien zum Streamen anzubieten. Bisher ist diese Funktion noch nicht umgesetzt, wir konnten sie also noch nicht testen. Doch bringt das im Falle der AirPods überhaupt etwas?

Kurz nach der Ankündigung ist Apple zurückgerudert, und hat angekündigt, dass die Funktion von allen AirPods-Modellen vorerst nicht unterstützt wird. Auch die Möglichkeit eines Updates hat man erst einmal ausgeschlossen. Das lautet im Umkehrschluss für die AirPods Max, dass die Qualität der Musikdateien bei Apple Music zwar besser werden soll, es aber nicht möglich sein wird, den Unterschied zu hören, weil die Bluetooth-Verbindung der Kopfhörer das nicht hergibt.

Die AirPods Max lassen sich darüber hinaus über Klinke nutzen. Allerdings gibt es keinen Klinken-Eingang, so wie dies typischerweise der Fall ist, sondern man benötigt ein entsprechendes Kabel von Lightning auf Klinke. Wer jetzt denkt, dass dies bei 600€-Kopfhörern im Lieferumfang dabei sein dürfte, wird schwer enttäuscht. Tatsächlich muss man es für knapp 40 € extra dazukaufen.

Wenn man die maximale Qualität erreichen möchte, darf man dann nicht einfach das Klinken-Kabel in seinen Mac stecken, sondern man benötigt noch einen digitalen analogen Audiowandler (DAC), der bis zu 192 kHz unterstützt.

Etwas höhere Qualität wird sich mit Sicherheit an einigen Stellen bemerkbar machen, die vollkommen verlustfreie Musik ist allerdings trotzdem nur mit zusätzlicher Hardware zugänglich, benötigt eine Kabelverbindung und wird für die allermeisten wohl auch kaum zu hören sein.

Ob man das allerdings überhaupt braucht, ist mal so die Frage. Klar ist natürlich aber auch, dass sich Kunden, die sich für 600€ Kopfhörer kaufen, sich durchaus über die Qualität der Musik Gedanken machen sollten.

Was den AirPods Max fehlt

Lange bevor Apple die AirPods Max auf den Markt gebracht hat, gab es bereits viele Gerüchte zu den Kopfhörern. Lange Zeit war auch nicht von den AirPods Max die Rede, sondern von AirPods Studio. Dies hätte gepasst, denn die eigene Marke Beats bietet Kopfhörer mit diesem Namen an. Doch viele der im Vorfeld gewünschten oder berichteten Funktionen bieten die AirPods Max, die auf den Markt gekommen sind, tatsächlich nicht.

Oft war die Rede von einem möglichen Low-Latency-Modus, also einem Modus, in dem keine Verzögerung durch die Bluetooth-Strecke entsteht, dies wäre für professionelle Studio-Anwendungen und Video-Editoren interessant gewesen. Auch der Bügel der Kopfhörer sieht zwar schick aus, ist aber ein nicht austauschbares Verschleißteil, hier hatte man im Vorfeld etwas anderes erwartet.

Und eben gerade das Ladekonzept, in Kombination mit dem völlig lächerlichen Case, sorgt für Verwirrung und mindert die Qualität der sonst sehr guten Kopfhörer.

Und natürlich hätte Apple die AirPods auch AirPods Studio nennen können, wahrscheinlich werden sie aber dieser Anforderungen selbst nicht gerecht.

Fazit zu den AirPods Max

Die AirPods Max sind beeindruckend gute Kopfhörer. Sie schmiegen sich wunderbar in die eigene Apple-Landschaft ein, so wie dies auch die kleinen Geschwister tun. Trotzdem dürfte die Zielgruppe für diese Kopfhörer nicht besonders groß sein, 600€ für Kopfhörer ist eine ganze Menge Geld, Top-Modelle von Sony oder von Bose sind hier teilweise deutlich günstiger, und bieten für den normalen Hörer definitiv bereits ein sehr gutes Gesamterlebnis.

Wer so wie ich tief in der Welt von Apple lebt, wird die AirPods Max trotzdem zu schätzen wissen. Es ist ein insgesamt schönes und doch irgendwie exklusives Produkt des Konzerns.

Doch für die wenigsten werden die AirPods Max tatsächlich die beste Wahl in Sachen Kopfhörer sein, dafür haben sie zu viele offensichtliche Schwächen, fehlende Funktionen von der Wunschliste und kosten am Ende des Tages auch einfach zu viel.