Heute möchten wir euch einen Überblick geben, was der SmartHome-Standard Matter alles mit sich bringt, was das überhaupt ist und worauf ihr euch einstellen könnt.
Das bisherige Problem
In den letzten Jahren hat die Beliebtheit von SmartHome-Lösungen rasant zugenommen. Von sprachgesteuerten virtuellen Assistenten bis hin zu automatisierten Thermostaten und Lampen scheint es keinen Mangel an praktischen und effizienten Geräten auf dem Markt zu geben. Doch trotz ihrer Vorteile gibt es bei den herkömmlichen SmartHome-Lösungen einige erhebliche Probleme, die angegangen werden müssen. Werfen wir einen Blick darauf, was diese Probleme sind.
Eines der größten Probleme mit SmartHome-Lösungen ist, dass sie oft nicht gut zusammenarbeiten. Verschiedene Marken verwenden unterschiedliche Technologien, was bedeutet, dass sie möglicherweise nicht miteinander kompatibel sind, selbst wenn sie ähnliche Funktionen haben. Das kann zu ernsthaften Frustrationen führen, wenn du versuchst, eine vernetzte Heimumgebung einzurichten. Außerdem benötigen manche Geräte zusätzliche Hardware oder Apps, um richtig zu funktionieren, was sie komplizierter und teurer macht als nötig.
Insbesondere die Steuerung, genauer gesagt das zentral eingesetzte System ist hier oft problematisch. Verwendet man beispielsweise Apples HomeKit, so müssen alle Geräte im Haus HomeKit unterstützen, allerdings nicht nur die smarten Geräte, sondern auch die Geräte, die zur Steuerung verwendet werden. Oder anders gesagt, wer kein iPhone hat, kann das Haus nicht bedienen.
Andersherum ist es meistens etwas leichter gewesen: Googles SmartHome-Geräte können auch auf einem iPhone gesteuert werden, wenn auch nicht mit Siri. Alexa ist natürlich mit beiden Welten vertraut, wird aber zentral über die Lautsprecher verwaltet.
Trotzdem, hat man sich einmal für eine Landschaft entschieden, würde einen Wechsel bedeuten, dass man die meisten Geräte austauschen muss.
Was ist Matter?
Matter ist ein Open-Source-Kommunikationsprotokoll, das von Google, Qualcomm, Apple, Amazon, Signify (Philips Hue) und vielen weiteren entwickelt wurde. Ziel dieses Standards ist es, dass kompatible Produkte von verschiedenen Herstellern miteinander kommunizieren können. Das bedeutet, dass du die einzelnen Geräte in eurem Haus nicht mehr über verschiedene Apps oder Hubs steuern musst, sondern sie alle über einen zentralen Hub kontrollieren kannst. Der Matter-Standard ermöglicht auch die Ausführung automatisierter Aufgaben, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, z. B. das Einschalten der Beleuchtung, wenn du einen Raum betrittst, oder das Einstellen des Thermostats, wenn du das Haus verlässt.
So weit zur Theorie, aber was bedeutet das? Es bedeutet, dass zukünftig alle Geräte, auf denen das Matter-Logo drauf ist, mit jedem System, dass dieses steuern kann, funktionieren. Eine Steckdose funktioniert dann nicht mehr nur mit Apple Home, sondern kann auch von Google Home benutzen oder Alexa gesteuert werden – gleichzeitig.
Weiterhin ist Matter so aufgebaut, dass es keine Cloud benötigt, um zu funktionieren. Bisher ist es so, dass Produkte, die bei Google oder bei Alexa angelernt werden, gar nicht direkt angesprochen, sondern über die Cloud des jeweiligen Herstellers angesprochen werden. Hierfür benötigt ihr nicht nur dauerhaft eine Internetverbindung, es ist auch datenschutztechnisch ziemlich zweifelhaft.
Eine Liste der aktuell Matter-zertifizierten Geräte findet ihr auf der Website der Connectivity Standards Alliance, die den Matter-Standard herausgibt.
Neuer Funkstandard: Thread
Bereits bevor Matter im Herbst 2022 offiziell an den Start gegangen ist, war der neue Funkstandard Thread fertig, der im Zuge der Standardisierung von Matter entwickelt wurde. Technisch funktioniert dieser ähnlich wie das bisher weitverbreitete Zigbee-Netz. Es gibt einen zentralen Router, der eine Verbindung zwischen dem eigenen Ethernet-Netzwerk und dem Thread-Netzwerk darstellt. Im Gegensatz zu einem WLAN-Netzwerk funken hier aber nicht nur alle Geräte mit dem Router, sie können sich auch untereinander unterhalten und erweitern so automatisch das Netzwerk, ohne dass ein Repeater benötigt wird.
Thread stellt einen der Grundpfeiler dar, auf denen Matter aufgebaut ist.
Bisher gibt es allerdings nur wenige Router, und auch Thread-Geräte sind noch rar.
Größter Vertreter ist der HomePod mini, welcher bereits einen integrierten Thread-Border-Router besitzt.
Bei den Thread-Geräten gibt es insbesondere beim Hersteller Eve bei den neueren Generationen der Produkte eine Unterstützung. Diese werden auch ein Update auf Matter bekommen.
Es gibt aber auch Negativbeispiele: Nanoleaf hat mit der Essential Reihe E27 Lampen mit sehr gutem Preisleistungsverhältnis auf den Markt gebracht. Diese haben Bluetooth und Thread – werden aber kein Update auf Matter bekommen.
Und da sind wir auch schon bei einem der Probleme von Matter.
Probleme von SmartHomes mit Matter
Doch leider ist nicht alles Gold, was glänzt, Matter hat natürlich auch seine Probleme und seine Schwachstellen.
Wie eben schon angesprochen, es gibt sogar Geräte, die mit Thread ausgestattet sind, auf dem Markt sind, und trotzdem kein Update bekommen. Und das ist ein ganz entscheidender Punkt. Denn wie schnell Matter bei einem zu Hause einziehen kann, hängt natürlich auch davon ab, wann die entsprechenden Updates für die Geräte kommen. Beziehungsweise, ob überhaupt Updates für die eigenen SmartHome-Geräte kommen.
Und auch wie die unterschiedlichen Geräte funktionieren, wird sich nicht von heute auf morgen ändern. Philips Hue hat beispielsweise angekündigt, Matter unterstützen zu wollen. Hier wird dies über ein Update der Bridge gelöst. Damit ist das Philips Hue-Netzwerk aber nicht plötzlich ein Thread-Netzwerk. Andere Geräte, die mit Thread arbeiten, benötigen trotzdem einen eigenen Hub und die Netze erweitern sich damit auch nicht.
Gerade bei günstigen Produkten, die bisher über eine Cloud-Lösung funktioniert haben, ist noch völlig unklar, welche Hersteller hier unter Umständen einen Matter-Support anbieten wollen. Viele werden wohl einfach neue Produkte rausbringen und die alten vergessen. Als Besitzer eines solchen Gerätes natürlich sehr schade.
Bis man zu Hause also eine Transformation auf Matter geschafft hat, wird noch viel Zeit vergehen, und mit Sicherheit auch der ein oder andere Euro ausgegeben werden müssen.
Doch damit hört es leider noch nicht auf. Auch welche Geräte von Matter unterstützt werden, ist aktuell noch überschaubar. Natürlich gibt es Lampen, Schalter und dergleichen. Staubsauger-Roboter, Rasenmäh-Roboter und Kameras fehlen allerdings in der Liste der kompatiblen Geräte bisher gänzlich.
Hier wird mit späteren Versionen von Matter mit Sicherheit nachgearbeitet, bisher sind diese Geräte allerdings nicht auf der Liste, bis es hier also Updates geben könnte, dauert es noch eine ganze Weile.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Auch wenn nicht alle Hersteller Updates und einige nur halbgare Lösungen anbieten werden, hoffen wir trotzdem darauf, dass sich Matter durchsetzen wird und in der Zukunft viele weitere Updates bekommen wird. Die Chance, die damit verbunden ist, ist nämlich deutlich zu groß, um sie einfach wegzuwerfen. Wir bleiben für euch natürlich auf dem Laufenden, und informieren euch, wenn es etwas Neues gibt. Auch Berichte zu Updates und der Umstellung im eigenen Haus werdet ihr auch zukünftig bei firstreview.de finden.