Wir testen sehr viele Kopfhörer, auf die Frage, welcher jeweils der beste ist, gibt es aber fast keine Antwort. Wir geben euch heute einen Überblick, worin sich Kopfhörer unterscheiden, worauf man achten sollte und warum es keine allgemeinen Empfehlungen geben kann.
Wenn wir heute über Kopfhörer schreiben, dann meinen wir damit erst einmal alle Kopfhörer, klar ist aber auch, dass sich für die allermeisten heute nur noch Bluetooth-Kopfhörer lohnen. Entweder, weil das eigene Smartphone gar keine Klinkenanschluss mehr besitzt, oder einfach, weil es viel praktischer ist.
Bauart
Los geht es mit der Bauart der Kopfhörer, im Wesentlichen gibt es drei verschiedene Varianten. Over-Ear-Kopfhörer, sind die mit Abstand größten und sitzen um die Ohrmuschel herum. On-Ear-Kopfhörer sitzen auf den Ohren und In-Ear-Kopfhörer „in den Ohren“. Die unterschiedlichen Bauarten haben dabei jeweils ihre eigenen Vor- und Nachteile: Die wohl unbeliebtesten sind die On-Ear-Kopfhörer, da diese auf die Ohren drücken, was bei längerem Tragen unangenehm werden kann. Trotzdem gibt es auch einige Vertreter, die diese Kopfhörer-Bauart bevorzugen. Gerade bei Musikern findet man interessanterweise immer wieder Künstler, die darauf setzen.
Ein typischer Vertreter in dieser Kategorie sind die Sennheiser HD-25.
Over-Ear-Kopfhörer sind die zweite große beliebte Art der Kopfhörer-Bauarten. Diese sitzen um die Ohren herum, sind dadurch aber auch entsprechend groß. Wer genug Geld auf den Tisch legt, muss hier theoretisch keine Kompromisse eingehen. Firmen und Modelle gibt es viele am Markt, in jeder Preisklasse.
Welche Nachteile diese Kopfhörer haben, ist aber auch eine sehr individuelle Geschichte. Wer seine Kopfhörer vorwiegend zu Hause nutzt, hat Probleme wie eingeschränkte Mobilität nicht. Aber auch das muss nicht mal der Fall sein, Kollege Moritz Hess nutzt seine Bose Over-Ear-Kopfhörer beispielsweise auch beim Joggen oder im Fitnessstudio – definitiv nichts für jeden.
Trotzdem, die kleinste Kategorie der Kopfhörer ist natürlich noch mal deutlich mobiler: In-Ear-Kopfhörer. In-Ear-Kopfhörer haben durch Bluetooth noch mal eine Revolution erlebt, die kabelgebundenen Lösungen gibt es zwar auch immer noch, der de facto Standard ist aber inzwischen kabellos. Aufgrund der hohen Beliebtheit haben Firmen hier viel Entwicklungsarbeit reingesteckt, sodass die kleinen Stöpsel inzwischen keinen funktionsseitigen Nachteil gegenüber ihren großen Geschwistern haben. Klar, außer die Möglichkeit die Kopfhörer mit Kabel zu betreiben, wobei selbst dafür hat LG für Flugzeug-Entertainment an Bord inzwischen eine Lösung vorgestellt.
Nichtsdestotrotz, im Zweifel gibt man hier mehr Geld aus für kleinere und schlechtere Kopfhörer, die eierlegende Wollmilchsau sind auch die nicht.
Inzwischen kann man hier oft zu In-Ear-Kopfhörern raten: Sie sind klein, im Zweifel immer mit dabei und haben wenige Nachteile gegenüber ihren großen Geschwistern. Doch nicht für jeden Musikenthusiasten sind diese Modelle ideal.
Qualität und Verarbeitung
Ganz klar, ein großer Unterschied besteht natürlich in der Qualität und der Verarbeitung. Weniger die Modelle untereinander, als mehr aufgeteilt auf die verschiedenen Preisklassen der Kopfhörer.
Zum Klang selbst, der natürlich auch eine Qualität hat, kommen wir noch, aber auch das Gehäuse der Kopfhörer selbst, mitgeliefertes Zubehör und so weiter schwanken deutlich in der Qualität – und das nicht mal konsistent.
Beispiel: Beats – Tochter von Apple – stellt mit den Beats Studio³ Wireless Kopfhörer zu einer UVP von 350 Euro her, akustisch sind sie das definitiv wert, dazu später mehr, das Gehäuse ist allerdings vorwiegend aus Plastik gefertigt, was weder besonders hochwertig ist noch besonders lange hält.
Anderes Beispiel: Sony bietet mit den Sony WH-H910N Kopfhörer an, die zwar auch aus Plastik sind, dafür aber deutlich hochwertiger verarbeitet sind. Aber: Sie kosten weniger und klingen auch schlechter.
Natürlich ist aber klar, im Durchschnitt bekommt man für mehr Geld mehr Qualität, in allen Belangen – je mehr man ausgibt, desto weniger Kompromisse muss man eingehen.
Funktionsumfang und Integration
Thema Funktionsumfang und Integration: Sehr spannend, weil hier die Interessen auseinandergehen. Grundsätzlich kann man sagen, die meisten Funktionen gibt es sowohl bei Over-Ear- als auch bei On-Ear-Kopfhörern.
Schon fast zum Standard geworden ist u.A. Active Noise Cancelling (ANC), oder zu Deutsch die Geräuschunterdrückung, welche mit Antischall im theoretischen Idealfall Geräusche der Umwelt komplett eliminieren können. Doch natürlich gibt es hier extrem große Unterschiede: Um diese Technik gut verwenden zu können, müssen die Mikrofone der Kopfhörer in alle Richtung zeigen, ein sehr breites Frequenzspektrum aufnehmen und die Kopfhörer müssen das auch entsprechend neutral wiedergeben können. Wird der Ton zu laut oder zu leise, hört ihr die Geräusche wieder.
Bei der Geräuschunterdrückung haben es typischerweise die Over-Ear-Kopfhörer einfacher, da hier insbesondere der Halt im Ohr nicht zum Problem wird. Außerdem können mehr und bessere Mikrofone gebaut werden.
Das Gegenteil zu Geräuschunterdrückung ist der Transparenzmodus. Hierbei wird der Klang, den die Mikrofone, die außen am Kopfhörer angebracht sind, von den Kopfhörern wiedergegeben. Die Idee: Geräusche der Umwelt wahrnehmen und Gespräche führen können, selbst wenn man mit den Kopfhörern Musik hört.
Das sind die beiden wichtigsten Funktionen für die meisten Nutzer:innen, doch es gibt natürlich noch viel mehr zu entdecken:
Für manche auch interessant: Die verwendeten oder unterstützten smarten Assistenten, wie Siri, Alexa, oder Google. Einige Kopfhörer nutzen hier die vom Smartphone eingesetzte Assistenz, wer aber z. B. Alexa auch unterwegs nutzen möchte, muss dafür zu entsprechenden Kopfhörern greifen.
Eine wichtige Funktion, zu der wir auch noch kommen, ist der Equalizer. Mit diesem ist es möglich, den Klang der Kopfhörer nach euren Vorstellungen anzupassen. Auch hier gibt es deutliche Qualitätsunterschiede in der Umsetzung, was die Anzahl der Regler betrifft, aber auch, wie der Equalizer generell funktioniert. Ob sich die Mühe lohnt, hängt oft vom Kopfhörer selbst ab, ob er die entsprechenden Einstellungen überhaupt umsetzen kann.
Für einige auch nicht unwichtig ist die Qualität von Telefongesprächen. Auch hier gibt es Riesenunterschiede was die Qualität betrifft, bei einigen Kopfhörern ist ein Telefonieren aufgrund der schlechten Mikrofon-Qualität praktisch nicht möglich, andere filtern Nebengeräusche heraus und ermöglichen so ein sehr gutes Gespräch. Limitiert wird diese Funktion leider oft von Bluetooth, da hier nicht die notwendige Bandbreite zur Verfügung steht, um einen glasklaren Sound zu ermöglichen.
Es gibt natürlich auch noch exotische Funktionen, 3D-Audio gehört dazu, es gibt einige Modelle von Sony, die sog. 360-Grad-Audio anbieten, die beste Umsetzung kommt aber von Apple in den AirPods 3, Pro und Max, in Kombination mit bei Apple gekauften Filmen oder Apple Music. Hier wird nämlich tatsächlich das „normale“ Dolby Atmos wiedergegeben. Sehr coole Funktion, aber eher kein Kaufgrund.
Integration
Das zweite sehr wichtige Thema ist die Integration in bestehende Systeme, bekanntestes Beispiel ist hier natürlich Apple mit den AirPods und einigen Beats-Produkten. Alle Einstellungen, die es für diese Kopfhörer gibt, sind im System verankert, und das Verbinden ist kinderleicht, öffnet man das Case der Kopfhörer gibt es ein Pop-Up, man sieht den Akkustand des Case und der beiden einzelnen Kopfhörer, klickt auf „Verbinden“ – fertig.
Die Mechanik für das Verbinden ist inzwischen von vielen Herstellern auch aus dem Android-Segment kopiert worden. Huawei-Kopfhörer passen perfekt zum Huawei-Smartphone, One Plus-Kopfhörer passen perfekt zum One Plus-Smartphone usw.
Die Stärke des Apple-Systems ist es aber auch die Integration der Kopfhörer in die ganze eigene Apple Gerätelandschaft. Einmal verbunden sind die AirPods nicht nur dem iPhone, sondern auch dem iPad, Mac, Apple TV und der Apple Watch bekannt. Hört man Musik auf dem iPhone, und startet ein Video auf dem iPad, wechseln die AirPods auf das iPad, um den Videosound wiederzugeben – vollautomatisch. Gleiches passiert auch, wenn man z. B. einen Anruf bekommt. Diese Integration fehlt den meisten anderen Herstellen komplett.
Aber ihr merkt, es ist zwar großer Vorteil, aber nur wenn man mehrere Apple-Geräte besitzt. Trifft das nicht zu, sind die AirPods so gut wie alle anderen Kopfhörer auch. Es ist also ein sehr spezifischer Vorteil.
Was, abgesehen von den AirPods, viele bessere Kopfhörer bieten, ist eine App zur Verwaltung. Hier können oft neben Firmwareupdates auch Einstellungen getroffen werden – welcher Audiomodus aktiv ist, wie die Akkuladung aussieht, wie stark ANC oder Transparenzmodus sind und so weiter. Die Integration in das Betriebssystem ist dann zwar nicht so gut, viele Einstellung stehen aber trotzdem zur Verfügung.
Auch Zusatzfunktionen wie zum Beispiel ein Equalizer können, wenn vorhanden, hierüber geregelt werden.
Wenn man also schon mehrere Produkte eines bestimmten Herstellers nutzt, kann es einen Vorteil bedeuten, wenn man entsprechend nach Kopfhörern sucht. Dann bekommt man eventuell nicht die besten Kopfhörer für den Preis, profitiert aber von der Integration.
Der Klang
Und jetzt geht es um den Klang, hier endet jede Form der Objektivität. Wie Kopfhörer klingen, ist eine sehr individuelle Sache, insbesondere bei In-Ear-Kopfhörern ist es fast unmöglich eine Aussage zu treffen. Je nachdem, wie ein Kopfhörer im Ohr sitzt, welchen Aufsatz man verwendet, und wie das eigene Ohr geformt ist, kann sich der Klang gerade beim Bass extrem unterscheiden – beim gleichen Kopfhörer.
Ganz klar: Wie bereits beim Thema Qualität beschrieben gibt es einen großen Unterschied, insbesondere bei den Preisklassen. Natürlich gibt es Kopfhörer, die preisleistungstechnisch besser als andere sind, grundsätzlich kann ein 70 € Kopfhörer aber nicht mit einem 200 € Kopfhörer mithalten.
Aber, und auch das ist klar, umso teurer ein Kopfhörer wird, desto kleiner werden die Unterschiede zu den günstigeren Konkurrenten. Soll heißen: Es lohnt sich akustisch mit Sicherheit, statt 100 € -> 200 € für Kopfhörer auszugeben, statt der 200 € -> 300 € auszugeben, lohnt sich aber nur für eine kleinere Zielgruppe.
Ein paar Grundlagen zum Einordnen: Für einen Kopfhörer-Hersteller ist es verhältnismäßig einfach, intensive Bässe darzustellen. Detailreiche Höhen, die nicht anfangen zu übersteuern, sind hingegen deutlich aufwendiger in der Produktion und dementsprechend teurer.
Das kann auch heißen, wenn euch Bässe wichtig sind, Mitten und Höhen aber nicht so sehr, könnt ihr mit 70 € Kopfhörern völlig zufrieden sein, und wärt von den 250 € Kopfhörern enttäuscht.
Was einem aber auch klar sein muss, den Begriff „guter Klang“ für sich zu definieren, ist nichts, was man mal eben so tut. Wie bei so vielem muss man sich auch hier mit der Materie beschäftigten, um Unterschiede wahrnehmen und einordnen zu können. Ähnlich wie dies bei Kaffee, Wein oder anderen Genussmitteln der Fall ist.
Mit Klang experimentieren
Was einem definitiv hilft, wenn man sich eine Meinung zum Thema „guter Klang“ bilden will, ist, wenn man mit entsprechend guter Software rumspielen kann. Kopfhörer wie zum Beispiel Apples AirPods sind dafür die völlig falsche Wahl. Neben den völlig unzureichenden Soundprofilen im iOS-Einstellungsmenü gibt es hier keine Möglichkeiten, um am Klang zu arbeiten.
Andere Kopfhörer wie z. B. die JBL Live Pro+ TWS bieten die Möglichkeit, dank eines hervorragend klingenden und dargestellten Equalizers den Klang der Kopfhörer anzupassen und so ein Gespür dafür zu bekommen, wie gefällt mir was bei welchem Lied oder Genre.
Grundsätzlich können hier auch Tools auf dem PC oder dem Smartphone helfen, um sich eine Meinung zu bilden. Grundlage ist natürlich aber immer, dass die Kopfhörer den angepassten Sound auch halbwegs vernünftig abbilden können. Wenn ein Kopfhörer einfach keinen voluminösen Bass erzeugen kann, lässt sich dieser auch nur schwierig über Software abbilden. Gleiches gilt bei den Höhen, ist der Kopfhörer nicht gut genug, werden die Höhen zu schnell zu scharf. Man kann die Höhen natürlich rausdrehen, das hat dann aber nichts mit der tatsächlichen Sound-Eigenschaft des Equalizers zu tun.
Und welcher Kopfhörer ist jetzt der beste?
Ihr habt gemerkt, ob ein Kopfhörer gut ist, besser ist als ein anderer und welche akustischen Eigenschaften er hat, ist nicht wirklich zu beantworten. Die Qualität ist eigentlich immer vom Preis abhängig, wirkliche Wunder gibt es nur selten. Das gilt sowohl für den Klang, als auch für die Funktionen. Eine Geräuschunterdrückung ist mit Sicherheit bei teureren Kopfhörern besser als bei günstigen, ob dir im Speziellen auch die günstigere Variante reicht, können wir nicht beantworten.
Auch bei der Frage der Integration hängt es natürlich stark davon ab, welche Hardware ihr bereits besitzt, von welchem Hersteller und ob dieser auch ein halbwegs vernünftiges Paar Kopfhörer anbietet.
Beim Klang hört jede Objektivität auf, hier müsst ihr euch rantasten und am besten testhören. Das ist immer ein blöder Tipp, besonders im Internet, leider ist es aber die einzige Möglichkeit, sich eine Meinung zu bilden.
Das Einzige, was ihr tatsächlich vergleichen könnt, sind die technischen Daten. Nur wie aussagekräftig die dann am Ende sind, das ist noch mal ein anderes Thema.