Heute dürfen wir euch den ersten Bluetooth-Lautsprecher des englischen Gitarren-AMP-Herstellers „Orange“ vorstellen. Die Orange Box macht dabei aber einiges anders als ihre Mitbewerber und bleibt deutlich näher an den AMPs von Orange. Wie sich der Lautsprecher schlägt, haben wir für euch getestet.
Erst Marshall, jetzt Orange?
Wem der Name Orange nichts sagt, kein Problem: Orange ist ein englischer Hersteller von E-Gitarren Verstärkern, das Unternehmen wurde 1968 gegründet und gehört zu einem der bekanntesten Unternehmen in diesem Bereich. Der Name kommt von der typischen orangen Farbe, die eigentlich fast alle Produkte von Orange haben. Zu Künstlern, die auf Verstärker von Orange setzen, gehören die größten der Welt, darunter AC/DC und Led Zeppelin, aber auch einige deutsche Künstler wie die Ärzte oder Sportfreunde Stiller.
Trotzdem ist die Marke außerhalb von Gitarristen-Kreisen nicht besonders bekannt, ganz im Kontrast zu einem der größten Konkurrenten „Marshall“. Wenn ich raten müsste, liegt das vermutlich auch daran, das Marshall relativ früh eine große Palette an Einstiegs-Verstärkern für E-Gitarren im Sortiment hatte, die nicht mehr in England gefertigt wurden, und entsprechend recht günstig waren und sind. Orange bietet inzwischen auch kleinere Lösungen an, der Fokus liegt aber weiter auf hochpreisigen Verstärkern, die eher von Profis und Berufsmusikern gekauft werden dürften.
Marshall hat außerdem schon vor Jahren angefangen, die Markenrechte zu verkaufen und unter dem Namen Bluetooth-Lautsprecher und Kopfhörer auf den Markt gebracht, von denen wir auch bereits einige getestet haben, und welche sich großer Beliebtheit erfreuen.
Ob Orange versucht, an diesen Erfolg anzuknüpfen? Eher nicht, dafür ist die Orange Box und der größere Bruder Orange Box-L zu speziell, aber der Reihe nach.
Design und Verarbeitung
Die Orange Box kommt ganz nach ihren Geschwistern, wer nicht genau hinschaut, hat hier einen Gitarren-Verstärker von Orange vor sich. Das Gehäuse ist aus massivem Holz gefertigt und mit (vermutlich) Kunstleder überzogen. Den Lautsprecher gibt es – na klar – in Orange, aber auch in Schwarz. Die Vorderseite ist aus dem, für Orange typischen Schnur-Gewebe in Beige.
Die Rückseite und die Oberseite bestehen aus einem gebogenen Metall, welches entsprechend robust ist. Aufgrund der Bauart ist der Lautsprecher alles andere als ein Fliegengewicht, 3 kg bringt er auch die Waage. Getragen wird er an einem Lederriemen, der natürlich im Lieferumfang dabei und auch vormontiert ist.
Entsprechend der Materialwahl ist die Verarbeitung sehr hochwertig, hier habt ihr wirklich ein sehr robusten Lautsprecher. Einen Wermutstropfen gibt es aber: Während der Einschalter ein richtig schöner Kippschalter aus Metall ist, ist der Knopf für Bluetooth leider ein verhältnismäßig billig wirkender Plastikknopf – kein großes Problem, fällt im Kontrast aber auf.
Einfach nur Musik!
Bei den Funktionen ist die Orange Box wirklich spartanisch, dafür macht sie bei der Lautsprecher-Konfiguration einiges her.
Verbaut ist ein 4″ Subwoofer und 2 mal 2″ große Hoch- und Mitteltöner. Der Sub wird von einem 30 Watt Class D Verstärker angetrieben, die beiden Hochtöner von je einem 10 Watt Class A/B Verstärker, was bei akkubetriebenen Lautsprechern eigentlich nie vorkommt, da eine solche Konfiguration vergleichsweise energiehungrig ist. Zusammen kommt der Lautsprecher also auf eine Nennleistung von 50 Watt RMS.
Ton kommt via Bluetooth 5 oder per mitgeliefertem Klinke-Kabel auf den Lautsprecher. Neben ACC wird auch APTX unterstützt, wenn euer Smartphone das auch kann.
Der Akku kann bis zu 15 Stunden Musik wiedergeben, ein guter Wert.
Soweit so gut, aber: Komfortfunktionen gibt es hier quasi keine, statt USB-C oder einem internen Netzteil müsst ihr den Lautsprecher mit einem mitgeliefertem 19V Netzteil aufladen, welches entsprechend ein nerviger Klotz ist, den ihr mitnehmen müsst. Das ist nicht wirklich zeitgemäß. Auch der Akkustand lässt sich im Prinzip nicht ablesen, außer wenn der Lautsprecher fast alle ist.
Steuern könnt ihr mit dem Lautsprecher auch nicht die Wiedergabe, das geht nur am Smartphone. Und selbst so etwas wie ein Stand-by-Timer, also dass der Lautsprecher nach einiger Zeit Nichtverwendung ausgeht, um Strom zu sparen: Fehlanzeige.
Auch die Gesamtlautstärke ist nicht synchronisiert, wobei wir das auch beim Marshall Kilburn II so haben.
Wasserdicht ist der Lautsprecher auch nicht, gegen Staub und Schmutz entsprechend ebenfalls nicht. Hier ist der Kilburn II definitiv besser aufgestellt.
Ein echter Rocker!
Die Orange Box legt den Fokus also eher auf den Klang, doch wie gut ist der Klang?
Grundsätzlich wie immer der Hinweis: Wie ihr den Klang empfindet ist subjektiv und kann nicht generalisiert werden. Trotzdem möchten wir wie immer versuchen, euch einen möglichst guten Eindruck zu vermitteln.
Die Orange Box ist auch hier eher etwas für Kenner, statt etwas für alles und jeden. Insbesondere Musik mit vielen „echten“ Instrumenten kommt besonders gut auf dem Lautsprecher, also alles in die Richtung Rock, Rock/Pop und Indie. Bei Musik mit besonders vielen und voluminösen Bässen, oft aus Synthesizern, kommt der Lautsprecher schnell an seine Grenzen. Der Subwoofer scheint eher auf eine schiebende Basedrum ausgelegt zu sein, und weniger auf tiefe Pads.
Wie sollte es anders sein, klingen insbesondere Gitarren fantastisch auf dem Lautsprecher. Wer möchte, kann mit dem eingebauten EQ auch noch etwas am Sound feilen, für uns gehören etwas mehr Höhen in den Ton, die sich so wunderbar ergänzen lassen. Insbesondere der Bassregler ist aber ab etwa 50 % Gesamtlautstärke je nach Lied für das Verstärken im Bassbereich nicht mehr zu gebrauchen. Der Lautsprecher hat tatsächlich eine LED für den eingebauten Limiter verbaut, was auch ungeübte Hörer schnell darauf kommen lässt, dass hier nicht so viel Bass drinsteckt.
Trotz des Limiters kann es gerade bei elektronischer Musik durchaus aber auch mal dazu kommen, dass der Lautsprecher im Bassbereich etwas verzerrt.
Fazit
Die Orange Box ist ganz anders, als man es beispielsweise von Marshall gewohnt ist. Der Lautsprecher verzichtet auf viel Schnickschnack und liefert für Musikenthusiasten mit einem Fabel für rock-lastige Musik einen sehr coolen Sound ab. Dafür muss man leider insbesondere die Situation mit dem externen Netzteil in Kauf nehmen. Wer sich den Lautsprecher ins Wohnzimmer stellen will, für den ist das wohl eher kein Problem, wer nach einem Outdoor-Lautsprecher sucht, ist hier aber definitiv falsch.
Preislich lässt sich Orange die Box aber auch gut bezahlen, 315 € müsst ihr aktuell auf den Tisch legen und ihr bekommt ihn aktuell auch fast ausschließlich beim Hersteller auf der Website.