Der lang ersehnte sechste Teil der bekannten Action-Shooter-Reihe von Ubisoft ist inzwischen erschienen, wir haben den Titel durchgespielt und verraten euch, ob sich das Spiel lohnt.
Spielort: Kuba? Fast: Yara!
Die Spielwelt von Far Cry 6 ist deutlich an Kuba angelehnt, man spielt auf einer karibischen Insel, welche von einem Diktator regiert wird. Die Karte ist groß – sehr groß – und schön. Dabei wirkt die Karte abwechslungsreich und nicht leer, von der Küste bis in die Berge gibt es viel zu sehen. Einerseits wartet die Landschaft, andererseits gibt es viele Dinge zu finden und Aufgaben zu erledigen.
Das Spiel trennt die gesamte Karte in vier verschiedene Bereiche, wobei drei davon auf der Hauptinsel liegen. Der erste Bereich befindet sich auf einer separaten Insel, dient für die erste Stunde und gibt eine Einführung in das Spiel.
Nach dem Erkunden der Einstiegsinsel kommt man auf die Hauptinsel von Yara. Hier hat man nun die Wahl, mit welchem Bereich man starten möchte. Alle drei Teile haben voneinander mehr oder weniger losgelöste Stories. Ziel ist es, die lokalen Gruppierungen bei ihren Problemen zu helfen, damit diese einem im Kampf gegen den Diktator helfen. Die Hauptstory nutzt mal mehr mal weniger gut die Gegend aus, nach dem Durchspielen des Spiels wart ihr zumindest einmal aber an sehr vielen Orten in der Welt. An einige Orte kommt ihr dafür öfter zurück, andere seht ihr nur beim Durchfahren, oder wenn ihr kurz eine Aufgabe erledigen müsst.
Grundsätzlich ist die Karte vollgestopft mit Dingen, die ihr tun könnt oder die erobern könnt. Es gibt Checkpoints, welche ihr übernehmen könnt, verschiedene Einrichtungen die vom Militär bewacht werden, und so weiter und so fort. Am Anfang macht es durchaus Sinn und auch Spaß, diese Herausforderungen anzunehmen. Diese Aufgaben sind allerdings oft sehr ähnlich und bringen einem im späteren Spielverlauf auch keinen entscheidenden Vorteil mehr.
Schnellreisen und Abspringen möglich
Wie schon gesagt, Yara ist ziemlich groß. Um Reisezeiten auf die Dauer nicht allzu lange werden zu lassen, ist es weiterhin möglich, in Far Cry 6 die Funktion „schnell reisen“ zu nutzen, an Orte, die ihr vom Militär befreit habt, oder Unterschlüpfe der Revolution. Neben dem klassischen schnellen Reisen gibt es aber auch die Möglichkeit, über den Orten abzuspringen. Dann könnt ihr mittels Wingsuit relativ weit gleiten, um so auch an Orte zu kommen, die nicht per Schnellreise erreichbar sind.
Einerseits sorgt das dafür, dass ihr relativ schnell von A nach B kommt. Andererseits hat man so deutlich weniger das Gefühl, sich auf der Insel zu befinden. Die Verbindung ist einfach nicht so gut.
Erstmals eine Stadt in Far Cry
Einen Teil der Karte habe ich euch bis jetzt verheimlicht, mit der Stadt Esperanza im Norden der Insel gibt es zum ersten Mal eine Großstadt in der Far Cry-Serie. Im Vorfeld hatten sich viele über diese Entscheidung gefreut, und waren gespannt auf die Umsetzung, wie Ubisoft mit der Stadt in Far Cry umgehen würde.
Leider muss ich sagen: Zu früh gefreut. Denn aufgrund der akuten Terrorgefahr durch die Revolutionäre ist die gesamte Innenstadt abgesperrt. Das Ganze erinnert ein bisschen an die verseuchten Gebiete in „The Division“.
Große Tore versperren den Durchgang, teilweise kann man hindurch, dazu hat man im Wesentlichen aber keinen Grund. Zwischendurch nimmt einen die Hauptstory mal mit in die Stadt und natürlich endet die Geschichte am Ende auch in der Großstadt. Wirklich profitieren tut die Geschichte dadurch aber nicht, und auch spielerisch hätte man sich hier deutlich mehr wünschen können. Die Stadt selbst ist auch nicht nochmal in unterschiedliche Gebiete unterteilt. Kurzum: Abseits der Story gibt es hier nicht viel zu tun, und nicht viel zu sehen – sehr schade.
Fahrzeuge: Autos, Motorräder, Helikopter, Flugzeuge und Schiffe
Wie bisher auch ist die Auswahl bei Far Cry in Sachen Fahrzeuge recht ausführlich. Klar, bei den Autos gibt es die größte Auswahl an Fahrzeugen, bei allen anderen Kategorien gibt es nur eine Handvoll. Die Steuerung insbesondere der Autos ist insgesamt relativ gut, man fährt hier allerdings auch in der First-Person-Ansicht. Gleiches gilt für alle anderen Fortbewegungsmittel.
Die Steuerung von Helikoptern und insbesondere Flugzeugen ist in etwa genauso wie bei Far Cry 5: sehr einfach. Und das meine ich in diesem Sinne nicht positiv. Mit einer Flugsimulation hat das nun wirklich überhaupt nichts zu tun, selbst mir als Flug-Simulator-Veteran fällt es schwer, die Kisten heil auf den Boden zu bringen. Absolut kein großes Problem, trotzdem erwähnenswert.
Die Geschichte von Far Cry 6
Doch worum geht es eigentlich in Far Cry 6? Als wahlweise männlicher oder weiblicher Dani will man am Anfang der Geschichte mit einem Schmugglerboot von Yara in die USA kommen. Der Versuch scheitert allerdings, da der Sohn des Diktators Anton Castillo ebenfalls an Bord ist und der Vater den Sohn natürlich selbst an der Ausreise hindert.
Nachdem die beiden Castillos von Bord sind, schießen die Soldaten in den Rumpf des Schiffes, töten dabei alle Mitreisenden, auch eine Freundin von uns, die beim Widerstand war. Wie durch ein Wunder überlebt Dani und schafft es an Land. Hier findet er/sie den Widerstand und die Anführerin Clara. So nimmt alles seinen Lauf.
Wie schon erwähnt, versucht man dann nach und nach das Land von Castillos Leuten zu befreien, und am Ende den Diktator selbst zu stürzen.
Doch auch wenn das Spiel durch die Szenerie, die Personen und durch die Welt extrem gut hätte sein können, ist die ganze Geschichte leider insgesamt relativ langweilig. Man hat nicht die Möglichkeit verschiedene Entscheidungen zu treffen, alles wirkt relativ seicht und Emotionalität fehlt an vielen Stellen komplett.
Letzteres fällt insbesondere deshalb immer wieder auf, weil auf Yara schlimme Dinge vor sich gehen. Im Auftrag von Castillo werden Menschen in Gut und Böse unterteilt, die „Waren Yaraner“. Wer sich weigert, dem Regime zu dienen, wird verfolgt oder umgebracht. So kommt es immer wieder vor, dass wir zivilen Leichen begegnen, Massengräber sehen und auch mitbekommen, wie Soldaten Zivilisten auf der Straße erschießen.
Doch Dani nimmt das alles sehr locker hin, im Verlauf der Story wird sie von Castillo selbst gefoltert, ihr oder ihm werden die Backenzähne herausgerissen. Dani kann fliehen, der anschließende Anruf bei den Revolutionskollegen läuft in etwa so ab: „Scheiße, die haben mir die Backenzähne herausgerissen.“ Antwort: „Macht nichts, dann kaust du eben vorne“. Ende. Derartige Handlungen scheinen dem Hauptcharakter einfach sonst nichts auszumachen. Das ganze wirkt teilweise sehr skurril.
Auch das Ende der Geschichte, das wir an dieser Stelle natürlich nicht vorwegnehmen wollen, ändert am Ende auf Yara relativ wenig. Man hat dann einen Late-Game-Modus eingebaut, in dem immer wieder einzelne Gebiete zurückerobert werden müssen. Warum man das tun sollte, lässt das Spiel allerdings unbeantwortet.
Das Spielerische
Die Story selbst gibt zwar leider deutlich weniger her, als wir gehofft haben. Die Aufgaben, die ihr innerhalb der Hauptmission bekommt, sind dafür jedoch sehr abwechslungsreich und machen Spaß. Man hat hier zu keiner Zeit das Gefühl, diese Aufgabe sei jetzt besonders blöd, langwierig oder schon fünfmal erledigt worden. Eine Eigenschaft, die für ein Spiel dieser Art sehr wichtig ist.
Das Gameplay an sich macht auch extrem viel Spaß, man kann in den meisten Fällen verschiedene Ansätze wählen, schafft man es, dass kein Alarm ausgelöst wird, bekommt man teilweise sogar zusätzliche Boni.
Die verschiedenen unterschiedlichen Waffentypen machen Sinn, wenn man irgendwann mal seine Lieblingswaffe gefunden hat, muss man die erfreulicherweise aber in der Regel im Verlauf des Spiels dann irgendwann nicht mehr ändern. Das sorgt natürlich unter anderem auch dafür, dass ihr nicht mehr so viele Stützpunkte überfallt, weil ihr euch denkt: Ich brauche keine Waffe mehr.
Waffen könnt ihr im Übrigen sogar im Kampf wechseln, genauso wie eure Panzerung. Auch wenn das Spiel am Anfang sehr viel Wert darauf legt, dass ihr Waffen umrüsten, verschiedene Munition auswählen könnt, etc. PP. macht das am Ende des Spiels tatsächlich keinen großen Unterschied mehr.
Fazit
Far Cry 6 macht Spaß, ABER: Insbesondere die Geschichte hätte deutlich mehr Potenziale gehabt, als Ubisoft daraus gemacht hat. Spielerisch ist das Spiel abwechslungsreich, das Level-Design ist jedes Mal anders. Trotzdem lässt die Geschichte einen etwas stutzig werden, denn wegen ihr spielt man das Spiel definitiv kein zweites Mal. DLCs, auch mit Story-Erweiterungen, werden noch kommen, allerdings werden diese wohl auf ältere Far Cry-Teile eingehen, und nicht die Geschichte rund um Yara weitererzählen.
Alles in allem also ein sehr zugänglicher Shooter, der Spaß macht, aber bloß nicht anecken soll. Und das, obwohl viel politischer Zündstoff da gewesen wäre.
- Far Cry 6 versetzt die Spieler in die adrenalingeladene Welt einer modernen Guerilla-Revolution
The Review
Far Cry 6
Far Cry 6 macht viel Spaß, verpasst es aber, eine gute Geschichte zu erzählen.
PROS
- Tolle Grafik
- Gute Steuerung
CONS
- Langweilige Story
Review Breakdown
- Gesamtwertung